Färberei
Die Giesinger Einrichtung ist Nachfolger des ehemaligen Graffitiprojekts Zeugnerhof sowie der Kulturstation Oberföhring und wird vom Kreisjugendring München betrieben. Im renovierten Fabrikgebäude einer ehemaligen Färberei und Waschanstalt fand sie 1999 eine neue Heimat.
Selbstdarstellung
Bunt auf weiß: Die Färberei
Es kommt schon vor, dass wir für eine waschechte Färberei gehalten werden. Kein Wunder, unser Haus in der Claude-Lorrain-Straße 25 beherbergte früher eine Wasch- und Färbeanstalt – und ebenso wie damals wird uns auch heute nichts zu bunt. Doch heute färben wir keine Jacken und Hosen mehr, sondern Leinwände, Mauern und Brückenpfeiler: Die Färberei ist ein Jugendkultur-Haus des Kreisjugendring München-Stadt, wir fördern und fordern junge Kunst.
Jugendkultur in kleinen Dosen
Im New York der 1970er Jahre beginnt der Siegeszug der Graffiti-Kunst: Ein griechischer Kurier hinterlässt auf seinen Botengängen das Pseudonym „Taki 183“ auf den Wänden der ganzen Stadt – er gilt als Urvater der modernen Wandmalerei. In Deutschland schlägt die Geburtsstunde der Graffiti-Kunst 1983, in München formiert sich in diesem Jahr die erste deutsche Szene. 1985 entsteht im Zeugnerhof, einer Einrichtung des Kreisjugendring München-Stadt, eine Anlaufstelle für die hiesigen Sprühdosen-Künstler: Dies ist das erste Projekt in München, das die Graffiti-Szene aus der Schmierer-Ecke holt und ihre Kunst fördert. Kein Wunder, dass die Anlaufstelle zum Selbstläufer wird, sie entwickelt sich zu einem international bedeutsamen Szene-Knotenpunkt, bei dem sich Graffiti-Nachwuchs ebenso wie Künstler von Weltruhm aufgehoben fühlen. Der Platz im Zeugnerhof aber wird zu klein für die stetig wachsende Szene – 1999 zieht das Graffiti-Projekt in die Färberei in der Claude-Lorrain-Straße 25.
Hier sprüht die Kreativität
Hier bekommt die Sprüher-Szene Raum, ihre Kreativität buchstäblich sprühen zu lassen. Die Färberei unterstützt sie in ihrer künstlerischen Entwicklung und begleitet sie über die Schwelle zur Professionalität. In den hauseigenen Kursen und Workshops können jüngere Künstler daher ihr Handwwerk perfektionieren, in der Werkstatt können sie an ihren Werken feilen; professionellere Künstler können in der hauseigenen Galerie ausstellen – und Freiflächen in der ganzen Stadt legal bemalen. Für größere Wandmal-Aktionen holt die Färberei Graffitikünstler aus der ganzen Welt in die Stadt, damit sich Münchens Maler mit ihnen austauschen können.
Zudem werden seit einigen Jahren ferner Fotografen, Filmemacher, Maler und Musiker gefördert. So kommt es, dass die Färberei parallel zu ihren Ausstellungen Konzerte und Hip- Hop-Jams mit Künstlern aus München und der ganzen Welt veranstaltet, oft Hand in Hand mit Partnern wie dem städtischen Kulturreferat. Damit die Künstler beruflich Fuß fassen können, vermittelt die Färberei Aufträge – und hilft ihnen bei sämtlichen Fragen, die die Arbeitswelt betreffen, etwa in der Pressearbeit oder in vertraglichen Angelegenheiten. Die Beratung für in Schwierigkeiten geratene Graffitikünstler runden das Spektrum der Giesinger Kultureinrichtung ab.