Rationaltheater
Im Münchener Rationaltheater mitten in Altschwabing wird seit der Eröffnung im Januar 1965 Kabarett, Lied und Chanson, Comedy und jede Formen der Kleinkunst gepflegt. Davor gab es hier die "Schwabinger Krawalle", und um die Ecke liegen die Lach und Schießgesellschaft sowie das TamS.
Das Rationaltheater, das sich seit mehr als einem Jahrzehnt im Dornröschenschlaf befand, wurde technisch runderneuert und soll jetzt zu neuem Leben erweckt werden, zu einem Ort für Künstler jenseits des Mainstreams. Die Bühne bleibt das Herzstück des Theaters, aber auch das 16mm Kino wird reaktiviert. Unsere erste Filmreihe sind Schwabing-Filme aus den 60er Jahren.
Ab Samstag den 7. Februar 2009 wieder jeden Tag ab 18 Uhr geöffnet.
Eröffnungsfeier am 14. Februar 2009 ab 20 Uhr
Adresse:
Hesseloherstr. 18 - 80802 München
Telefon: 089-33 50 03 - www.rationaltheater.de
Gründerzeit als Bühne
Der Kabarettist und Volkswirt Reiner Uthoff hat das kleine Theater zusammen mit Horst Reichel und Ekkehart Kühn in der Hohenzollernstraße gegründet und zog mit ihm 1976 in die Hesseloherstraße 18. Dort inszenierte Reiner Uthoff über 35 Stücke und führte sie zusammen mit Jochen Busse, Otto Sander, Sigi Zimmerschied, Bruno Jonas, Christian Müller und vielen anderen auf.
Die Programme im Rationaltheater waren von Anfang an nonkonformistisch und scheuten keine Auseinandersetzung. Die Folge waren 61 Strafverfahren wegen Gotteslästerung, Beschimpfung des Staatsoberhauptes und anderen Delikten, die heute in keinem deutschen Gesetzbuch mehr zu finden sind. Die ungewollte Öffentlichkeitsarbeit der Staatsanwaltschaft machte das Kabarett schnell über München hinaus bekannt.
Im Gästebuch finden sich Namen wie Herbert Wehner, Willi Brandt, Rudolf Augstein und Günter Grass.
plus Kneipenkino
Die Bühne im Rationaltheater war Reiner Uthoff aber nicht genug, mit Edgar Reiz und Ula Stöckl baute er in das Theater ein 16mm Kino, etablierte Filmnächte und bediente nach den Kabarettvorstellungen im "Kneipenkino" alles, nur keinen Mainstream. Nach Inkrafttreten der bayerischen Verordnung für die "saubere Leinwand" ließ die Reaktion der bayerischen Hüter für Ordnung und Sitte nicht lange auf sich warten. Zwei Beamte der Polizeiinspektion Schwabing gehörten lange Zeit zu seinem treusten Publikum, leider schulden sie ihm den Eintritt bis heute.
Nach 30 Jahren gaben Reiner und Sylvia Uthoff den Spielbetrieb aus beruflichen Gründen auf und das Rationaltheater fiel 10 Jahre in einen Dornröschenschlaf. Ab 2006 nutzte dann Maximilian Uthoff , der in die Fußstapfen seiner Eltern trat, das Theater und spielte dort sein eigenes Programm.
Im Herbst 2008 verpachtete Reiner Uthoff das Theater dann an den Filmemacher und Produzenten Dietmar Höss. Die Räumlichkeiten blieben unverändert und die Philosophie die hinter dem Rationaltheater steht ist die gleiche wie 1965. Die Bühne soll vor allem den Newcomern, Schrägen und politisch Engagierten gehören und steht dem Kabarett und Theater genauso offen, wie DJs und Bands, die live spielen möchten.
Das Kinoprogramm wird besondere Filme zeigen, sicher keine Blockbuster. Regisseure können hier Produktionen zeigen, die es ohne Verleih schwer haben. "Amateure" finden eine Plattform für ihre Kurzfilme in einer Kurzfilmreihe.
Aufgetreten im Rationaltheater (Auswahl)
Alf Brustellin begann seine künstlerische Arbeit als Mitglied des Kabaretts „Rationaltheater“, dem er bis 1966 angehörte. Ingrid Caven, für die Rainer Werner Fassbinder damals viele Lieder geschrieben hat, hatte hier ihr erstes öffentliches Konzert 1976.
berühmte Programme
- Henkerswahlzeit
- Tatort Vatikan (1)
- Bonn Hur
- Vom Säugling zum Bückling
- KNAST - 1.Deutsches Sing Sing Spiel
- Kohlonie Deutschland - Die Erben (2)
(1) In einem fiktiven Prozeß gegen Jesus wegen des Verdachts der Gründung einer kriminellen Vereinigung , durchgeführt nach den Regeln des Strafgesetzbuches, entlarvt Uthoff die Finanz - Skandale der Vatikan - Bank, die Verstrickung des Vatikan in mafiose Strukturen. Auch die Untaten des vom deutschen National- Sozialismus gestützten Katholizismus im Kroatien der 30er Jahre, eine der Wurzeln des späteren Krieges auf dem Kosovo, kommen zur Sprache.
(2)(Preis für die beste Theaterproduktion der Spielzeit 1986/87 des Verband Deutscher Privattheater mit 20 000 Mark dotiert)