KOMM
Das KOMM (Abk. für "Kommunikationszentrum") war ein selbstverwaltetes Kommunikations- und Kulturzentrum in Nürnbergs Zentrum. Fester Standort war die Halbruine des Künstlerhauses am Hauptbahnhof (1909 eingeweiht), das fortdauernd in ehrenamtlicher Arbeit ausgebaut wurde von anfangs (1973) wenigen 100 Quadratmetern Nutzfläche bis auf 3500 Quadratmeter im Jahr 1997.
Geschichte
Das Gebäude Künstlerhaus, eine Stiftung Nürnberger Bürger, war nach dem 2. Weltkrieg nacheinander genutzt als Offizierskassino der US-Army, Lager und Behelfsstandort der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät Nürnbergs.
Nachdem Pläne zum Abriss und Neuaufbau im Stile der 70er Jahre nicht durchzusetzen waren in der Bevölkerung waren eine längerfristige Nutzung oder Verfall die Alternativen. Herrmann Glaser, Kulturrefferent der Stadt Nürnberg entwickelte daraufhin ein Konzept eines selbstverwalteten, städtisch finanzierten soziokulturellen Zentrums, das 1973 mit einem Probelauf zur Umsetzung gelangte.
1974 wurde dieser Probelauf nach internen Auseinandersetzungen um Art und Weise der Selbstverwaltung des Hauses und Entwicklung eines Konzeptes hierzu dann in eine dauerhafte Form gebracht.
Die folgenden Jahre waren geprägt von Instandsetzung und Nutzbarmachung der Räume, Entwicklung politischer und kultureller Aktivität, Ausstellungs- und Konzertbetrieb.
Am 5. März 1981 fand nach einer spontanen Demonstration im Zuge einer Kraaker (Niederländische Hausbesetzungsbewegung)-Veranstaltung im KOMM und dabei entstandenen Beschädigungen an einem Auto und zweier Schaufensterscheiben in der Innenstadt nach der Auflösung der Demo eine Einkesselung des KOMM durch die Bayrische Polizei statt. Bekanntgeworden ist dieser Vorgang als "Massenverhaftung von Nürnberg". In deren Teils eklatant rechtsstaatwidrigen Verlauf wurden 141 Personen (etliche noch Minderjährig) festgenommen und teils tagelang festgehalten. Zu einer rechtskräftigen Verurteilung auch nur eines Beteiligten kam es nicht.
1987 fand im KOMM ein Versammlung von AKW-Gegner statt. 4000 Polizisten standen daraufhin zur Erstürmung des Gebäudes bereit. Dies konnte aber vermieden werden.
1997 wurde das KOMM von der Stadt Nürnberg beendet.
Heute
In den teils radikal umgebauten Räumlichkeiten findet sich heute das K4, ein städtisch verwaltetes Kulturzentrum.
Struktur
Das KOMM stand in der Öffentlichkeit meist als geschlossen Struktur mit linksautonomer Zielsetzung im Bewustsein, dies war aber nie faktisch der Fall. Über 40 ehrenamtliche Gruppen nutzten die vorhandene (Grossteils selbstgeschaffene) Infrastruktur des Hauses um ihren Aufgaben nachzugehen. Gruppen handwerklicher, künstlerischer und politischer Zielsetzung sowie Gastronomie waren wesentlicher Inhalt und Träger der Arbeit des KOMM.
Offizieller Träger der Arbeit im KOMM war der "KOMM.ev".
Die Gruppen fanden sich 2 mal im Monat zu gegenseitiger Information und 2 mal im Monat zu Beschlussfassung durch ihre Vertreter zusammen. Einmal im Jahr, bei der sogenannten Vollversammlung wurden die Funktionsträger ("SektretärInnen") gewählt, die einem Team von städtisch angestellten Verwaltungskräften beigestellt waren. Die Finanzierung fand grösstenteils durch die Stadt Nürnberg statt, die dem KOMM einen Etat zur Selbstverwaltung zur Verfügung stellte.
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