The Ernst Neger Revival Band
Band von Frank Apunkt Schneider.
John Galt urteilte 1997 über die C100 "Schuhe und wir" (erschienen auf Hausmacherkassetten):
"Franken sind ein seltsamer Menschenschlag. Sie wohnen fast ausschließlich in Mittelstädten. Wahrscheinlich darf ich diese Cassette besprechen, weil ich drei Jahre lang in Franken gelebt und einiges an Erfahrung mit diesem Völkchen habe. Der Franke an sich ist ein meist harmloser Gesell, der sich gerne einer Sache (Musik, Fußball) hingebungsvoll und vollständig widmet. Er glaubt dies tun zu müssen, weil er in einer Mittelstadt lebt, und Mittelstädter nun mal so sind. Mit der gleichen Hingabe huldigt der Franke Regressionsobjekten aus seiner Kindheit: Ikea-Möbel, Sanostol, Playmobil. Leider sind diese netten Universen auch den Einflüssen der übrigen Welt ausgesetzt: Dem von der bald pleite gehenden Rockpostille Spex erfundenen Prog-Rock-Revival, dem von ebendieser erfundenen noch schlimmeren Krautrockrevival und überflüssigen an Universitäten gelernten Wörtern wie 'Propädeutikum'. Nun haben Franken (Mittelstädter) aber immer den Vorteil, daß ihnen der vielen Landbewohnern eigene Größenwahn abgeht und sie deshalb nicht gleich nach einem Spex-Artikel im eigenen Keller ihr eigenes 1-Mann Krautrock-Revival veranstalten. Statt dessen schichten sich bei ihnen anderswo längst abgelegte Ideen (Tocotronic-Reaktionen, Rudimente einer Rockoper, Hölderlin-Sätze) zu einer Bricolage, die manchmal ein wahrhaft glänzendes kleines Perlchen hervorbringt (ein Franke hätte geschrieben: hervorzubringen imstande ist). Und einige dieser kleinen glänzenden Perlchen sind auf 'Schuhe und wir'. Der Titel der Cassette leitet sich vom zwangsverteilten Indoktrinationsblatt der 70er Jahre 'Schule und wir' ab - kennt das noch jemand? Eine Art Junge Welt für die BRD incl. Kerstin Grether. Die Verballhornung von 'Schule' zu 'Schuhe' ist aber blöd. Zurück zu den Perlchen - ich liste sie der Reihe nach auf:
- 1. Frauen über 30 ('... Leben zwischen Möbeln und Rucolasalat, ab und zu mal vögeln, wenn frau getrunken hat <...> die Blicke aus den Fenstern der Zeitgeistredaktion, was wollt ihr denn noch ändern, die Partys kennt ihr schon. Frauen über 30 denken: `Scheiße, über 30!` ...')
- 2. Rudimente einer Rockoper (Die wirklich rührende Geschichte von Björn, dem Ikea-Beistelltisch, der sich in Ulla, die Studentin, verliebt)
- 3. Nie Goetheinstitut ('... ich wollte nie ins Goetheinstitut, da wird man bestimmt von Karasek interviewt <...> ich wuchs mit mir selbst auf und dem deutschen Fernsehen...')
- 4. Jetzt Synthiepop (Aber nur für den Satz im Beiheft: '1995 hatte ich ein kurzes Synthiepoprevival. Es dauerte 3 Minuten und 33 Sekunden.')"
(Ins-Sub-Bavaria-Stellung mit Genehmingung des Autors)
Der Hit "Frauen über 30" wurde oft auf CD gebrannt und gerne aufgelegt, z.B. im Jennerwein oder auf dem Open Mic.