Punk-in-München Projekt

aus sub-bavaria, dem Internet-Lexikon der bayerischen Subkulturen
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Hervorgegangen aus dem 1996 von Olli Nauerz gegründeten Punk-Fanzine “Kruzefix” und dessen bairischer Ausgabe “Mia san dageng” von 2002. Zusammen mit seiner Frau Katz Seger hat Olli bereits über 100 Punks und Ex-Punks interviewt. Im April 2006 sollen ein Buch, eine DVD und drei CDs zu einem zweitägigen Punkfest erscheinen.

Olli über das Ziel des Projekts: "Die Linke allgemein hat totale Scheu davor, schon wenn sie das Wort Tradition hört, bekommen die meisten die Krätze und wollen damit nichts zu tun haben, und das finde ich ist ein Riesenfehler, man darf Tradition nicht den CSUlern und Heimatpflegern überlassen einfach."

Es geht darum eine linke bayerische Gegengeschichte zu schreiben. Denn auch wenn das heute kaum noch wer weiß und im Rest der Republik eh nie wahrgenommen wurde: Es gibt in München eine besondere Tradition des politischen, kreativen Punks. Am stärksten von diesem Punkspirit beseelt sind heute vielleicht noch Olli und Katz, die ihn in allem zu leben versuchen, was sie tun: "Also das ist uns ein ganz großes Anliegen den Leuten zu sagen, macht’s selber irgendwas, wenn Euch politisch was nicht paßt, dann versucht‘s selber was dagegen zu setzten, Maul aufzumachen, wenn ihr irgendwas gerne machen würdet, dann macht’s es einfach. Genau das ist ja bei Punk das gewesen: Jeder kann alles machen."

So haben sie beispielsweise auch das Lable Aggressive Noise gegründet, versuchen die Szene wiederzubeleben und organisieren jeden letzten Freitag im Monat in der Kneipe Koschina’s den offenen und kostenlosen “Punk-Frei-Tag” mit Konzerten.

(Quelle: sub-bavaria im Zündfunk)

Selbstbeschreibung

Grundlage bildet die Arbeit für das Heft "Kruzefix", von dem seit 1996 insgesamt 17 Ausgaben erschienen. Dieses Heft, das der Wiederbelebung der Münchner Punk- und Underground-Szene dienen sollte (und auch maßgeblich an deren Wiedererstarken beteiligt war...), verstand sich stets als antikommerzielle, unabhängige Do-it-yourself-Unternehmung. So wurde das Konzept entwickelt, die Finanzierung neben Einnahmen für Anzeigen auch durch selbstorganisierte Konzertveranstaltungen zum Erscheinen der jeweiligen Ausgabe zu sichern. Dem Heft wurde ab der dritten Nummer auch eine Vinyl-Single-Beilage (später CD) beigegeben, zu der die Bands, die auf dem Festival zu sehen waren, Songs beisteuerten. Aufgrund des Verständnisses von Punk als vielseitige Gegenkultur war es ein großes Anliegen, der immer mehr um sich greifenden stupiden Konsumhaltung und gravierenden Volksverdummung durch die Massenmedien entgegenzuwirken und statt aktuellen Musik- und Szeneberichten wichtigere Themen aufzugreifen, die mit Gegengeschichte und Gegeninformation zu tun haben. So entwickelten sich Themen wie z.B. : "Frauen in der Geschichte des Punk", "Die Antifaschistische Skinheadbewegung", "Bairische Gegengeschichte", "Punk gegen Intoleranz", "Anarchismus". Das "Kruzefix" wurde immer einhellig als "wichtigstes süddeutsches Punk-Zine" bezeichnet.

Um den Aktionsradius zu vergrößern, wurde 2001 die Agressive Noise Promotions OHG gegründet: unabhängiges Musiklabel, Verlag, Organisation und Durchführung von Veranstaltungen aller Art, Promotion, Produktion und Vertrieb von Tonträgern, Schriften und Textilien und vieles mehr. Um besonders die regionale Szene zu unterstützen, die deutschlandweit stets mit Nichtbeachtung gestraft wird, wurden nicht nur zwei Sampler mit aktuellen Münchner Punkbands veröffentlicht ("Punk Over Munich Vol. 1 + 2"), sondern auch mehrere andere Veröffentlichungen – teils auf Vinyl, teils auf CD – verwirklicht und zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Insgesamt kann das Label bis heute auf 19 Veröffentlichungen zurückblicken.

Schon im "Kruzefix" hatte es über die ersten 10 Nummern hinweg eine kleine Dokumentation der frühen Münchner Punkszene in Interview-Form gegeben, bei der die entsprechenden Protagonisten im Originalton zu Wort kamen. Die Idee, Ähnliches im größeren Rahmen als Buch zu veröffentlichen, konkretisierte sich weiter. Immer mehr kristallisierte sich auch heraus, daß es große Mengen wertvollen Archivmaterials gab (sowohl Bildmaterial in Form von Fotos und Film als auch Tonmaterial), das unbedingt verwertet werden sollte. Aufgrund der konsequent skeptischen anti-kommerziellen Haltung der Punkszene konnte das nur von "innen" heraus, auf Do-it-Yourself-Basis passieren. Im Juli 2003 fanden sich die Überbleibsel der frühen Münchner Punk- und Untergrundszene zum ersten "Konstruktive Treffen" zum Punk-in-München Projekt zusammen, das seitdem monatlich stattfindet und dem Informationsaustausch, der Motivation und als fruchtbarer Boden für neue Ideen dient. Im Rahmenprogramm zu jedem Treffen (Film, Foto-Ausstellung, live Konzert, etc.) werden den Besuchern die Ergebnisse der Recherche vorgestellt, damit sich auch ein jeder der Beteiligten mit dem Projekt identifizieren kann.

Bisher wurden über 60 Interviews geführt, Hunderte von Fotos, Flugblättern und Schriften aus der Zeit von ca. 1975 – 1985 zusammengetragen und etliches Ton- und Filmmaterial zusammengestellt. Die Dokumentation umfaßt ein Buch, ein Filmprojekt, mehrere CD-Veröffentlichungen, eine Ausstellung und natürlich mehrere Konzertfestivals. Da Punk als Bewegung in München auch einen passenden politischen, kulturellen und sozialen Nährboden fand, streift das Projekt auch heftig die früheren hiesigen Gegenbewegungen und dient als vereinendes Element, das Projekte wie zum Beispiel den Trikont-Verlag, die Stadtzeitung Blatt, das Werkstattkino, das ehemalige Milbenzentrum, den Uni-Kindergarten u.a. unter einen Hut bringt. Es entwickelt sich eine sehr starke Eigendynamik, die hoffentlich auf allen Bereichen auch viele positive Nebenprodukte abwerfen wird.


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