Kinoptikum

aus sub-bavaria, dem Internet-Lexikon der bayerischen Subkulturen
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Außergewöhnliches Programmkino in Landshut, das vom Filmzentrum Landshut e.V. betrieben wird.

Aktiv ist der bis heute auf rein und absolut ehrenamtlicher Basis arbeitende, gemeinwohltätige Verein seit 1970 (damaliger Vorstand: Wolfgang Fiori) und trat damals als "mobiles Kino" vor allem im Rieblwirt und im Leiderersaal (Papiererstraße) regelmäßig in Erscheinung. Seit Mitte der 70er Jahre hat der Verein den Nebenraum der Kneipe Schwarzer Hahn angemietet, der mit null öffentlichen Mitteln und viel Mitglieder-Engagement zu einem 55-Plätze-Kino umgebaut um im Oktober 1977 eröffnet wurde. Dort gibt's -seit Anfang der 90er Jahre an 7 Tagen in der Woche - ein exquisites Programm, das den Vergleich mit der Programmkinoszene von München, Hamburg oder Berlin nicht zu scheuen braucht.

Regelmäßig wird das Kinoptikum für sein hervorragendes Jahresprogramm von Bund und Land mit überlebensnotwendigen Förderprämien ausgezeichnet. Nur so lässt sich der sozialverträgliche, seit Jahren stabile Eintrittspreis von 3,50 bzw. 4 Euro halten. Das Programm des Kinoptikums ist seit jeher so bunt wie sein Publikum - vom Hollywood-Klassiker über neue Produktionen aus Deutschland, Asien, Lateinamerika, Osteuropa und Skandinavien bis hin zum verwegenen Trashfilm und zu antiken Schmankerln bietet es mit seinen gut 20 Filmen pro Monat so ziemlich alles, was das verwöhnte Cinéastenauge begehrt.

Verein:

Zentrale historische Figuren des Vereins:

  • Wolfgang Fiori (gest. 2005)

medienpädagogischer Pilgervater, Initiator, Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Vereins bis 1980. Der Mann, der den Stein ins Rollen brachte. Oszillierende Persönlichkeit, CSU-Mitglied, leidenschaftlicher "Landshuter Hochzeiter" in der Zigeunertruppe und zentrale Figur des "Consortiums", einem Geheimbund altvorderer ehemaliger Vereinsmitglieder. De mortuis nihil nisi bene.

  • Christoph "Stoffel" Zimmermann

Holzrestaurator, Projektionist, Landshuter Original. Von Anfang an als Filmvorführer, buchstäblicher Zimmermann und Haushandwerker im Einsatz. Hat bis zu seinem Wechsel zum Landshuter Kommerzkino Mitte der 80er Jahre in Vorführraum und Zuschauertribünen abertausende von Hobelminuten investiert und Lichtjahre von Celluloidmetern projiziert.

  • Peter Edhofer

Lehrer und unerbittlicher Cinéast (Vorlieben: Achternbusch, Rivette und John Ford), hat als Vorstand 1980 in schwierigen Zeiten das Zepter von Wolfgang Fiori übernommen, den Spielplan bis Mitte der 80er geprägt und den Kinobetrieb durch großen persönlichen Einsatz angekurbelt und am Laufen gehalten. Seit 1986 nur noch als Zuschauer aktiv und in dieser Eigenschaft einer der gefürchtetsten Kritiker des jeweiligen Monatsprogramms. Die schärfsten Kritiker der Elche...

  • Bernhard "Präsi" Schnurr

Chemiker, Exil-Hochschwarzwälder, Ehren-Lofote und begnadeter Basteltüftler, hat in den 80ern und als Vorstand 1989-1995 mit unermüdlichem Einsatz die teils marode Technik im "Hardwarebereich" auf Vordermann gebracht. Als er seinen zur Legende gewordenen Ruf "Der Film geht weida!" leid geworden war, brachte er in hunderten von Arbeitsstunden einen Profischrott-Spulenturm zum Laufen, der die traditionelle Rollenwechsel-Pause überflüssig machte. Noch immer -wenn's brennt- mit technischen Noteinsätzen und haarsträubenden Witzen verlässlich zur Stelle.

  • Roland "Role" Hartig

Buchdrucker, einstiger Provinz-Rockstar, Freund des gepflegten Exploitationfilms, seit 1979 im Verein aktiv. Trieb als langjähriger Vorstand in den 80ern und 90ern die Professionalisierung des Kinos voran (täglicher Spielbetrieb, Fördermittelakquise, Filmreihen, Open-Airs) und prägte mit seiner Mixtur aus Arthouse und Trash maßgeblich das Programm. Bis heute regelmäßig mit der Veranstaltung von Nachtvorstellungen/Soirées, als Kurator des vereinseigenen Filmarchivs und Filmtexteschreiber aktiv.

  • Christiane Vogel

Lehrerin, führt seit 2000 den Verein als 1.Vorsitzende mit großem persönlichen Engagement fort. Hat ein Herz für den "jungen deutschen Film", für Kinder- und Dokumentarfilme, was nicht zuletzt daran Anteil hat, dass das Kinoptikum nahezu alljährlich mit den überlebenswichtigen Programmförderprämien ausgezeichnet wird. Ihre hohe Konnektivität zu lokalen Galerien, Vereinen und Verbänden -deren Wünsche sie bei der Programmgestaltung einfließen lässt- sowie ihr persönlicher Einsatz bei den Landshuter Kurzfilmtagen wurden im Jahr 2010 mit der Verleihung der "Landshuter Bürgermedaille" gewürdigt.

  • alle anderen engagierten Mitglieder und Helfer

ohne deren persönlichen Einsatz über all die Jahre der Laden längst dicht wäre. Stellvertretend seien hier einige der gegenwärtig noch Tätigen genannt: Johannes 'Gump' Sturm und 'Dragon-San' Tomas, die Herren für die Feinmotorik im technisch-audiovisuellen Bereich, sowie Cheval Guertz, B.V. Moussey, Prinzregent Leopold, Lolek & Bolek, Jankubu Schock, der Floh-Geiger und der Matze-Pianist, XXL-Chefsessel-Sabine, Money Pulator, Internet-Oli und Guilty King.

Links:

Trivia:

Nicht selten staunen zugereiste Großstädter neidvoll über dieses bunte Programm, welches sie hier, in der vermeintlichen Tiefstprovinz, so niemals vermutet hätten. Zu speziellen raren Filmen sind dereinst auch schon mehrfach Filmfreaks aus Österreich, aus dem Frankenland und aus Schwaben für eine Vorstellung extra angereist. In Zeiten von www-Versand-DVDs ist das leider selten geworden. Und auch die Programmplätze für derlei Exotisches sind inzwischen rar geworden.