Atomic Café: Unterschied zwischen den Versionen

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Münchner Club von [[Christian Heine]], [[Roland Schunk]] aka [[Rod Skunk]] und stillem Teilhaber [[Alex Lacher]], der ursprünglich samstags in der [[Wunderbar]] betrieben wurde und am 11.1.1997 in der Neuturmstrasse seine eigene Lokalität bekam.  
'''The Atomic Café''' war ein Münchener Club, der vom 11. Januar 1997 bis 1. Januar 2015 in der Neuturmstraße 5 residierte. Der Club war regelmäßiger Auftrittsort international aufstrebender Bands für den Raum Süddeutschland und errang in den Folgejahren in den Bereichen Indie, Beat, Garage Rock, Psychedelic, Northern Soul, Rare Funk sowie zeitweise Drum and Bass überregionale sowie internationale Bekanntheit in den entsprechenden Szenen.<ref>''[https://books.google.de/books?id=sYsJAQAAQBAJ]'', Das Indie-Wohnzimmer – Atomic Café''; in: Daniela Schetar, Friedrich Köthe: ''Münchner Schmankerl: Für Münchner Kindl und Zugroaste.'' Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2013. ISBN 978-3-839-24058-8</ref>


Das Atomic Café vereinte die seit Ende des [[Tanzlokal Größenwahn]] zerstreuten und durch die Abwanderung in elektronische Gefilde stark dezimierten Stämme der Münchner (Analog-)Indiesubkulturen und machte nicht nur musikalisch und stilistisch, sondern auch durch innovative Filmveranstaltungen wie [[Abgedreht]], [[Krasnagorsk]] und [[Video X]] von sich reden.  
== Der Club ==
Betrieben wurde der Club von Christian Heine und [[Roland Schunk]]. Stiller Teilhaber war [[Alex Lacher]], der von 1987 bis 1990 den [[Circus Gammelsdorf]] betrieb und die Musikzeitschriften Spex und Riddim herausgibt.


Die Räumlichkeiten sind in warmen Farben gehalten, die Formenwelt orientiert sich konsequent an Verner Panton und dem Space Age Design der 60er Jahre. Die aktuelle Installation neben der DJ-Kanzel stammt von [[Andreas Kräftner]]. Die davor (2006-2009) von [[Anna McCarthy]]. Der Tiki-Schrein neben der DJ-Kanzel (2000-2006) stammte vom Maler [[Moritz Reichelt]].
Ziel des Atomic Cafés zur Gründung war die Wiedervereinigung der seit Ende des [[Tanzlokal Größenwahn]] zerstreuten und durch die Abwanderung in elektronische Gefilde stark dezimierten Szenen der Münchner (Non-Techno-)Subkulturen in einem neuen Club in der Innenstadt. Ende der 1990er Jahre war fast das komplette Münchner Nachtleben durch die damalige Politik des Münchner KVR an den Stadtrand oder in den [[Kunstpark Ost]] verdrängt.


*über 1500 nationale und v.a. internationale Bands und Künstler standen hier schon auf der Bühne.
Die Räumlichkeiten waren in warmen Farben gehalten, die Formenwelt orientiert sich konsequent an Verner Panton und dem Space Age Design der 1960er Jahre<ref>''[http://www.atomic.de/gal/pf/pf.html Fotogalerie]'', Atomic Café.</ref> und war damit Vorreiter des Googie-Revivals der späten 1990er Jahre. Anthroposophie in frei interpretiertem Sinne war dabei ein wichtiger Grundgedanke. Gestaltet wurde der Club von dessen Betreibern Christian Heine und Roland Schunk sowie an einigen Stellen von [[Christian Schaberl]]. Die wechselnden Installationen neben der DJ-Kanzel stammten unter anderem von den Künstlern [[Andreas Kräftner]], [[Anna McCarthy]] (Schwester von [[Nick McCarthy]]), Christian Schaberl und [[Moritz Reichelt]].
*zugehöriges Plattenlabel: [[Panatomic Music Co.]]
*Bands wurden hier auch gegründet.  
*Die wohl bekanntesten Formation aus dem Club Umfeld [[Sportfreunde Stiller]], die alle drei in den ersten Jahren hinter der Bar arbeiteten. Ihr Manager [[Marc Liebscher]] betrieb jahrelang freitags die Veranstaltung [[the smart club.]].
*Zur Eröffnungsfeier in der Wunderbar spielte die Münchener Britpop-Band [[Splendid]], zur Eröffnung in den eigenen Räumen unter anderem auch Stereo Total.  


== Regelmäßiges Programm ==
Das Atomic Café vereinte in sich Liveclub mit Diskothek und Cocktailbar zu einem trotz teurer Innenstadtlage für die subkulturellen Szenen akzeptablen Eintrittspreis; in der ersten Stunde war der Eintritt (falls kein Konzert) frei und die Cocktails günstiger, was häufig zu einer zügigen Füllung führte. Das Fassungsvermögen betrug 350 bis 400 Personen.
=== Sonntag/Montag ===
in der Regel geschlossen: Watch out for special bookings!


=== Dienstag ===
=== Konzerte ===
'''JAMES DEANSTAG''' mit [[FRANCESCO FEiLiNi]] ([[5FH]]), [[ZiP]] & [[FRÄULEiN DiANA]]
Über 2000 nationale und internationale Liveacts standen auf der Bühne, im Schnitt zwei bis drei pro Woche.<ref>''[http://www.atomic.de/artist.html Bands]'', Atomic Café.</ref> Bei der Eröffnungsfeier am 11. Januar 1997 spielte beispielsweise die Band Stereo Total.
*von 50ies Rock’n’Roll, 60ies Soul und Beat über 70ies Powerpop, New Wave und Punkrock bis hin zu Obskurem und den neusten Indie-Sensationen
*22h bis 3h | Happy Hour & Eintritt frei bis 23h


=== Mittwoch ===
Einige der im Atomic Café präsentierten Bands waren zum Zeitpunkt  ihres ersten Auftrittes in Deutschland nur von den Tonträgern des clubeigenen Labels her bekannt, etliche davon starteten in den Folgejahren eine internationale Karriere.<ref>Vicky Butscher: ''[http://www.laut.de/Various-Artists/Alben/toemstroem-7516 Åtömström – Gutes aus Schweden - mal nicht von Ikea!]'', laut.de, 2004.</ref> So spielten dort z.B. die Arctic Monkeys sowie Mumford & Sons vor ihrem Durchbruch; letztere lediglich vor 150 Gästen.
'''BRITWOCH''' mit [[SiR HANNES]], [[HENNiNG FURBACH]] ([[Atömström]], [[the smart club.]]), [[DJ BRiTSHOP]], [[XTOPH]] ([[on3]]) oder [[BAVARiAN MOBiLE DiSCO]] (aka [[Tobi Wullert]])
*Indiepop, Indierock & Indietronic


=== Donnerstag ===
Ein weiteres Steckenpferd des Clubs war es, Künstler, die bereits in den 1960er Jahren ihre Karriere begannen, in kleinem Ambiente zu veranstalten; unter anderem Terry Callier, Bobby Hebb, Brian Auger, The Seeds, Tony Allen, Mal Waldron, [[Amon Düül]], Marcos Valle und The Last Poets. Auch aus der Punk-Ära 1977 traten viele Künstler auf, unter anderem The Undertones, The Buzzcocks, Wire und die U.K. Subs.
abwechselnd


'''URBAN ODDiTY''' mit [[CAT KiLLiF]] ([[Fist Of Ten]]), [[MEiSTER BUSON]] ([[Beat Buffet]]) & Crew
Die 0,50 Meter erhabene Bühne war mit einer lichten Höhe von 2,50 Metern sehr niedrig und verzichtete bis auf wenige Ausnahmen auf eine Absperrung zwischen Band und Publikum, was ein äußerst intimes Live-Erlebnis bescheren konnte.
*Beats, Grooves & Rares liebevoll und geschmackssicher ausgewählt von den MunichOpenMinded-Gründern Cat Killif und Meister Buson. CK: musikbesessen und immer auf Achse, mit einer Schwäche für soulige Beats. Antrieb: Die Schaffung eines neuartigen Clubabends. MB: der Mann, der keine Genres kennt, nur gute Musik. Mit Affinität zum Groove und dem Händchen für den richtigen Song zur richtigen Zeit. Diese Jungs sehen aus wie smarte Indiekids, haben musikalisch aber anderes im Sinn: New Funk & Old Soul, Rhythmus & Romantik
* www.munichopenminded.com [http://www.munichopenminded.com]


'''DEEPER SHADE''' mit [[LEO ERNST]], BENJi, HANNES & Gästen
=== Clubabende ===
*Right back where we started from: Die Leute brauchen Soul! Nach 2-jähriger Pause mit verjüngter Crew zurück am Plattenteller: Northern Soul, Rhythm’n’Blues, Beat & Ska von den Meistern ihres Fachs. 100% Vinyl
Über 5000 Partys fanden statt – „One-off-Events“ (einmalige Veranstaltungen) und reguläre Clubnights, im Schnitt fünf bis sechs pro Woche; zahlreiche lokale und internationale DJs legten dabei auf.<ref>''[http://www.atomic.de/artist.html#jockeys Deejays]'', Atomic Café.</ref>


=== Freitag ===
=== Weiteres ===
'''the smart club.''' mit [[SiR HANNES]], [[HENNiNG FURBACH]] ([[Atömström]], [[the smart club.]]), [[DJ BRiTSHOP]], [[XTOPH]] ([[on3]]), [[BAVARiAN MOBiLE DiSCO]] (aka [[Tobi Wullert]]) oder internationalen Gästen
* Immer wieder fanden Lesungen (z.B. von Heike Makatsch, Nora Tschirner, Hermes Phettberg oder [[Werner Enke]]), Underground-Filmpremieren, Super 8- und Lomo-Abende, Tiki-Zeremonien und ähnliches statt.
*Indiepop, Indierock & Indietronic
* Der Club betrieb von 2002 bis 2008 unter dem Namen [[Panatomic Music Co.]] sein eigenes Plattenlabel<ref>''[http://www.discogs.com/label/37559-Panatomic Panatomic]'', Discogs.</ref>, bei dem unter anderem der DJ und Kompilator [[Martin Hemmel]] in Deutschland das Genre French Pop der 1960er (aka Yé-Yé) mit der Kompilations-Serie ''French Cuts'' bekannt machte.<ref>Birgit Ackermann, Jochen Temsch: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/hertzkammer-nach-french-cuts-kommt-le-tour-1.753103 Hertzkammer – Nach "French Cuts" kommt "Le tour" ]'', Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010.</ref>
*[[the smart club.]]-Sampler auf [[Panatomic Music Co.]]
* Der Club war in der pre-Facebook-Ära für sein gut frequentiertes und offen streitlustiges Gästebuch bekannt.<ref>''[http://www.atomic.de/pics/guestbook.pdf Gästebuch]'', Atomic Café.</ref>
*Hennings Schwedenpop-Sampler auf [[Panatomic Music Co.]] namens [[Atömström]]
* Der Club hatte seine eigene [Freizeitkickermannschaft „The Atomic Allstars“ in der unter anderem [[Martin Lickleder]] von den [[Moulinettes]] sowie [[Peter Brugger]] und [[Florian Weber]] von [[Sportfreunde Stiller]] spielten. Sie waren Sieger im AZ-Cup 2007 und 2009 sowie in vielen weiteren lokalen Turnieren.<ref>''[http://www.atomic.de/allstars.html Atomic Café Allstars]'', Atomic Café.</ref>
* Einige Bands wurden hier gegründet; die namhafteste Formation sind Sportfreunde Stiller, die alle in den ersten Jahren hinter der Bar arbeiteten und dort mit [[Rüdiger Linhof]] ihren endgültigen Bassisten fanden. Ihr Manager [[Marc Liebscher]] betrieb die ersten acht Jahre freitags die Veranstaltung [[the smart club.]] im Atomic Café.
* Zahlreiche nationale und internationale Künstler verbrachten nach ihren München-Auftritten in größeren Hallen ihre private Aftershowparty im Atomic Café oder gaben unangekündigte Konzerte; unter anderem Pete Doherty und Die Toten Hosen.<ref>''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/jahre-atomic-cafe-willkommen-im-club-1.1250592 15 Jahre Atomic Café]'', Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2012.</ref>
* [[Marlene Morreis]] arbeitete während ihres Studiums in München als Türsteherin des Clubs und wurde dort von [[Klaus Lemke]] für eine Rolle im Spielfilm ''Running Out of Cool'' (2002) angesprochen.


=== Samstag ===
== Schließung und Nachwirkung ==
[[FOLLOW THE WHiTE RABBiT]] mit [[Amré Ibrahim]] & [[Jay Scarlett]]
Bereits für Ende 2013 stand seit längerem fest, dass der Pachtvertrag für das Lokal nicht weiter verlängert würde.<ref>Daniela Derntl: ''[http://fm4.orf.at/stories/1727747/ Adieu Atomic Cafe]'', [[FM4]], ORF, 4. November 2013.</ref> Nach einer gerichtlich erwirkten Verlängerung für ein Jahr musste das Atomic Café endgültig mit der Silvesterveranstaltung 2014 seinen letzten Abend bestreiten. Am 1. Januar 2015 schloss es seine Türen und musste einem Lacoste-Flagshipstore weichen. Noch 2013 hatten sich Fans zur Rettungsorganisation „Rettet das Atomic“ zusammengeschlossen und traten Anfang 2014 in der Fernsehshow ''Millionärswahl'' an.<ref>''[http://www.egofm.de/themen/entdeckt/1896-2013-atomic-cafe-muss-eventuell-doch-nicht-schliessen Mit dem Atomic Café geht's erstmal weiter]'', [[egoFM]], 13. Dezember 2013.</ref>
*Musik: 360° progressiv gemixt | Sommer: 365 Tage


Das Onlinemagazin [[jetzt.de]] der Süddeutsche Zeitung drehte ein Zeitraffervideo über die letzten drei Tage des Atomic Cafés und die anschließende zehntägige Entkernung.<ref>''[http://www.atomic.de/gal/dc/time_lapse.mov The Atomic Café 1997–2015]'', jetzt.de, 2015.</ref> Nach der Schließung konnte nahezu das komplette Interieur erhalten werden. Es befindet sich seitdem über zahlreiche Wohnungen Münchens verteilt.<ref>''[http://www.atomic.de/gal/nh1/nh1.html Fotogalerie 1]'', Atomic Café.</ref><ref>''[http://www.atomic.de/gal/nh2/nh2.html Fotogalerie 2]'', Atomic Café.</ref> Über 100 Exponate wurden in die Sammlung des [[Münchner Stadtmuseum]]s aufgenommen.<ref>''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/vier-waende-fuer-die-ewigkeit-wo-das-atomic-weiterlebt-1.2554591 Vier Wände für die Ewigkeit]'', Süddeutsche Zeitung, 7. Juli 2015.</ref> 2014 und 2015 wurde ein Dokumentarfilm über das Atomic Café mit dem Titel ''This is Atomic Love'' gedreht, der 2016 auf DVD veröffentlicht wird.<ref>''[http://www.atomic.de/gal/tv/atomic_love.mp4 This is Atomic Love (Trailer)]'', Atomic Café.</ref> Federführend verantwortlich für das Crowdfundingprojekt waren die Journalisten und Filmemacher Heike Schuffenhauer und Marc Seibold.<ref>''[http://www.musikexpress.de/crowdfunding-filmemacher-wollen-doku-ueber-das-muenchner-atomic-cafe-drehen-157639 Crowdfunding: Filmemacher wollen Doku über das Münchner Atomic Café drehen]'', Musikexpress, 5. Februar 2015.</ref>


== Zitate ==
"Alle wichtigen Bands und vor allem jene, die noch wichtig werden sollten. 2500 Konzerte in den vergangenen 18 Jahren kamen so zusammen und wenn man anfängt Namen aufzuschreiben, kann man auch gleich wieder aufhören, so viele ganz Große sind darunter, so viele legendäre Glühwürmchen und Leuchtfeuer." [[Max Scharnigg]]<ref>Max Scharnigg: ''[http://www.sueddeutsche.de/muenchen/abschied-vom-atomic-cafe-wo-die-capri-sonne-niemals-untergeht-1.2286439 Abschied vom Atomic Café – Wo die Capri-Sonne niemals untergeht]'', Süddeutsche Zeitung, 2. Januar 2015.</ref>


=== Fasching ===
"Es wollte jeder nur man selber sein und das war ungewöhnlich in München." [[Mehmet Scholl]]
seit 2002 gibt es immer 'Fasching Hawaii' mit einer passenden Band etc. & [[DJ Lemon Squeezer]] (Europäisches Hula Festival, Swing and Sway in Hawaii etc.)


== Adresse ==
== Auszeichnungen ==
*München-Zentrum, Neuturmstr. 5, U-/S-Bahn Marienplatz,
Das Atomic Café erhielt im ersten Verleihungsjahr 2013 den mit 30.000€ dotierten Spielstättenprogrammpreis in „Kategorie 1“ der Initiative Musik der Bundesregierung.<ref>''[http://www.initiative-musik.de/tr/eigenprojekte0/spielstaettenfoerderung/spielstaettenprogrammpreis/preistraeger2013/preistraeger-bayern.html Förderpreis]'',  Initiative Musik.</ref>
*Di-Do 22-3:00 Uhr, Fr-Sa 22-5:00 Uhr (mit Konzert jeweils ab 21:00 Uhr), gelegentlich bei Konzerten So/Mo/Di geöffnet.
*COCKTAiL HAPPY HOUR 22-23:00 Uhr (bei Konzerten: 21-22:00 Uhr) & freier Eintritt bis 23:00 (an Abenden ohne Konzert)


== Links: ==
In den Leserabstimmungen der großen deutschen Musikmagazine zum „Club des Jahres“ hielt sich der Club bis zum Ende in den Top Five; häufig belegte er den ersten Platz.<ref>''[http://www.dj-night-jever.de/musikexpress-leser-voting-die-10-besten-clubs-des-jahres-2014/ Musikexpress-Leser-Voting: Die 10 besten Clubs des Jahres 2014]'', DJ Night(s) Jever, 1. Februar 2015.</ref>
*[http://www.atomic.de www.atomic.de]
*[http://www.facebook.com/group.php?gid=56503342587&ref=ts atomic bei facebook]
*[http://twitter.com/Atomic_Tweet# atomic via twitter]
*[http://www.atomic.de/artist.html aufgetretene Künstler]
*[http://www.atomic.de/20uhr58.html Bilder vom Raum]


http://www.atomic.de/pics/-a_temp_programm/WC007.jpg
== Weblinks ==
*http://www.atomic.de/
*https://www.discogs.com/label/37559-Panatomic
*https://www.facebook.com/groups/theatomicafe
 
== Einzelnachweise ==
<references />


[[Kategorie:München]]
[[Kategorie:München]]

Version vom 3. März 2017, 01:27 Uhr

The Atomic Café war ein Münchener Club, der vom 11. Januar 1997 bis 1. Januar 2015 in der Neuturmstraße 5 residierte. Der Club war regelmäßiger Auftrittsort international aufstrebender Bands für den Raum Süddeutschland und errang in den Folgejahren in den Bereichen Indie, Beat, Garage Rock, Psychedelic, Northern Soul, Rare Funk sowie zeitweise Drum and Bass überregionale sowie internationale Bekanntheit in den entsprechenden Szenen.[1]

Der Club

Betrieben wurde der Club von Christian Heine und Roland Schunk. Stiller Teilhaber war Alex Lacher, der von 1987 bis 1990 den Circus Gammelsdorf betrieb und die Musikzeitschriften Spex und Riddim herausgibt.

Ziel des Atomic Cafés zur Gründung war die Wiedervereinigung der seit Ende des Tanzlokal Größenwahn zerstreuten und durch die Abwanderung in elektronische Gefilde stark dezimierten Szenen der Münchner (Non-Techno-)Subkulturen in einem neuen Club in der Innenstadt. Ende der 1990er Jahre war fast das komplette Münchner Nachtleben durch die damalige Politik des Münchner KVR an den Stadtrand oder in den Kunstpark Ost verdrängt.

Die Räumlichkeiten waren in warmen Farben gehalten, die Formenwelt orientiert sich konsequent an Verner Panton und dem Space Age Design der 1960er Jahre[2] und war damit Vorreiter des Googie-Revivals der späten 1990er Jahre. Anthroposophie in frei interpretiertem Sinne war dabei ein wichtiger Grundgedanke. Gestaltet wurde der Club von dessen Betreibern Christian Heine und Roland Schunk sowie an einigen Stellen von Christian Schaberl. Die wechselnden Installationen neben der DJ-Kanzel stammten unter anderem von den Künstlern Andreas Kräftner, Anna McCarthy (Schwester von Nick McCarthy), Christian Schaberl und Moritz Reichelt.

Das Atomic Café vereinte in sich Liveclub mit Diskothek und Cocktailbar zu einem trotz teurer Innenstadtlage für die subkulturellen Szenen akzeptablen Eintrittspreis; in der ersten Stunde war der Eintritt (falls kein Konzert) frei und die Cocktails günstiger, was häufig zu einer zügigen Füllung führte. Das Fassungsvermögen betrug 350 bis 400 Personen.

Konzerte

Über 2000 nationale und internationale Liveacts standen auf der Bühne, im Schnitt zwei bis drei pro Woche.[3] Bei der Eröffnungsfeier am 11. Januar 1997 spielte beispielsweise die Band Stereo Total.

Einige der im Atomic Café präsentierten Bands waren zum Zeitpunkt ihres ersten Auftrittes in Deutschland nur von den Tonträgern des clubeigenen Labels her bekannt, etliche davon starteten in den Folgejahren eine internationale Karriere.[4] So spielten dort z.B. die Arctic Monkeys sowie Mumford & Sons vor ihrem Durchbruch; letztere lediglich vor 150 Gästen.

Ein weiteres Steckenpferd des Clubs war es, Künstler, die bereits in den 1960er Jahren ihre Karriere begannen, in kleinem Ambiente zu veranstalten; unter anderem Terry Callier, Bobby Hebb, Brian Auger, The Seeds, Tony Allen, Mal Waldron, Amon Düül, Marcos Valle und The Last Poets. Auch aus der Punk-Ära 1977 traten viele Künstler auf, unter anderem The Undertones, The Buzzcocks, Wire und die U.K. Subs.

Die 0,50 Meter erhabene Bühne war mit einer lichten Höhe von 2,50 Metern sehr niedrig und verzichtete bis auf wenige Ausnahmen auf eine Absperrung zwischen Band und Publikum, was ein äußerst intimes Live-Erlebnis bescheren konnte.

Clubabende

Über 5000 Partys fanden statt – „One-off-Events“ (einmalige Veranstaltungen) und reguläre Clubnights, im Schnitt fünf bis sechs pro Woche; zahlreiche lokale und internationale DJs legten dabei auf.[5]

Weiteres

  • Immer wieder fanden Lesungen (z.B. von Heike Makatsch, Nora Tschirner, Hermes Phettberg oder Werner Enke), Underground-Filmpremieren, Super 8- und Lomo-Abende, Tiki-Zeremonien und ähnliches statt.
  • Der Club betrieb von 2002 bis 2008 unter dem Namen Panatomic Music Co. sein eigenes Plattenlabel[6], bei dem unter anderem der DJ und Kompilator Martin Hemmel in Deutschland das Genre French Pop der 1960er (aka Yé-Yé) mit der Kompilations-Serie French Cuts bekannt machte.[7]
  • Der Club war in der pre-Facebook-Ära für sein gut frequentiertes und offen streitlustiges Gästebuch bekannt.[8]
  • Der Club hatte seine eigene [Freizeitkickermannschaft „The Atomic Allstars“ in der unter anderem Martin Lickleder von den Moulinettes sowie Peter Brugger und Florian Weber von Sportfreunde Stiller spielten. Sie waren Sieger im AZ-Cup 2007 und 2009 sowie in vielen weiteren lokalen Turnieren.[9]
  • Einige Bands wurden hier gegründet; die namhafteste Formation sind Sportfreunde Stiller, die alle in den ersten Jahren hinter der Bar arbeiteten und dort mit Rüdiger Linhof ihren endgültigen Bassisten fanden. Ihr Manager Marc Liebscher betrieb die ersten acht Jahre freitags die Veranstaltung the smart club. im Atomic Café.
  • Zahlreiche nationale und internationale Künstler verbrachten nach ihren München-Auftritten in größeren Hallen ihre private Aftershowparty im Atomic Café oder gaben unangekündigte Konzerte; unter anderem Pete Doherty und Die Toten Hosen.[10]
  • Marlene Morreis arbeitete während ihres Studiums in München als Türsteherin des Clubs und wurde dort von Klaus Lemke für eine Rolle im Spielfilm Running Out of Cool (2002) angesprochen.

Schließung und Nachwirkung

Bereits für Ende 2013 stand seit längerem fest, dass der Pachtvertrag für das Lokal nicht weiter verlängert würde.[11] Nach einer gerichtlich erwirkten Verlängerung für ein Jahr musste das Atomic Café endgültig mit der Silvesterveranstaltung 2014 seinen letzten Abend bestreiten. Am 1. Januar 2015 schloss es seine Türen und musste einem Lacoste-Flagshipstore weichen. Noch 2013 hatten sich Fans zur Rettungsorganisation „Rettet das Atomic“ zusammengeschlossen und traten Anfang 2014 in der Fernsehshow Millionärswahl an.[12]

Das Onlinemagazin jetzt.de der Süddeutsche Zeitung drehte ein Zeitraffervideo über die letzten drei Tage des Atomic Cafés und die anschließende zehntägige Entkernung.[13] Nach der Schließung konnte nahezu das komplette Interieur erhalten werden. Es befindet sich seitdem über zahlreiche Wohnungen Münchens verteilt.[14][15] Über 100 Exponate wurden in die Sammlung des Münchner Stadtmuseums aufgenommen.[16] 2014 und 2015 wurde ein Dokumentarfilm über das Atomic Café mit dem Titel This is Atomic Love gedreht, der 2016 auf DVD veröffentlicht wird.[17] Federführend verantwortlich für das Crowdfundingprojekt waren die Journalisten und Filmemacher Heike Schuffenhauer und Marc Seibold.[18]

Zitate

"Alle wichtigen Bands und vor allem jene, die noch wichtig werden sollten. 2500 Konzerte in den vergangenen 18 Jahren kamen so zusammen und wenn man anfängt Namen aufzuschreiben, kann man auch gleich wieder aufhören, so viele ganz Große sind darunter, so viele legendäre Glühwürmchen und Leuchtfeuer." Max Scharnigg[19]

"Es wollte jeder nur man selber sein und das war ungewöhnlich in München." Mehmet Scholl

Auszeichnungen

Das Atomic Café erhielt im ersten Verleihungsjahr 2013 den mit 30.000€ dotierten Spielstättenprogrammpreis in „Kategorie 1“ der Initiative Musik der Bundesregierung.[20]

In den Leserabstimmungen der großen deutschen Musikmagazine zum „Club des Jahres“ hielt sich der Club bis zum Ende in den Top Five; häufig belegte er den ersten Platz.[21]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1], Das Indie-Wohnzimmer – Atomic Café; in: Daniela Schetar, Friedrich Köthe: Münchner Schmankerl: Für Münchner Kindl und Zugroaste. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2013. ISBN 978-3-839-24058-8
  2. Fotogalerie, Atomic Café.
  3. Bands, Atomic Café.
  4. Vicky Butscher: Åtömström – Gutes aus Schweden - mal nicht von Ikea!, laut.de, 2004.
  5. Deejays, Atomic Café.
  6. Panatomic, Discogs.
  7. Birgit Ackermann, Jochen Temsch: Hertzkammer – Nach "French Cuts" kommt "Le tour" , Süddeutsche Zeitung, 11. Mai 2010.
  8. Gästebuch, Atomic Café.
  9. Atomic Café Allstars, Atomic Café.
  10. 15 Jahre Atomic Café, Süddeutsche Zeitung, 11. Januar 2012.
  11. Daniela Derntl: Adieu Atomic Cafe, FM4, ORF, 4. November 2013.
  12. Mit dem Atomic Café geht's erstmal weiter, egoFM, 13. Dezember 2013.
  13. The Atomic Café 1997–2015, jetzt.de, 2015.
  14. Fotogalerie 1, Atomic Café.
  15. Fotogalerie 2, Atomic Café.
  16. Vier Wände für die Ewigkeit, Süddeutsche Zeitung, 7. Juli 2015.
  17. This is Atomic Love (Trailer), Atomic Café.
  18. Crowdfunding: Filmemacher wollen Doku über das Münchner Atomic Café drehen, Musikexpress, 5. Februar 2015.
  19. Max Scharnigg: Abschied vom Atomic Café – Wo die Capri-Sonne niemals untergeht, Süddeutsche Zeitung, 2. Januar 2015.
  20. Förderpreis, Initiative Musik.
  21. Musikexpress-Leser-Voting: Die 10 besten Clubs des Jahres 2014, DJ Night(s) Jever, 1. Februar 2015.